Farn

Grundlagen der räumlichen Bilder

Der Artikel von Seite 4 wird mit der Betrachtung von Verfahren fortgesetzt, bei denen die Bildpaare vor dem Betrachten äußerlich zu einem Bild zusammengefügt werden.

Anaglyphenbilder

Mandelbrot-Anaglyph

Anaglyphenbild
© 1997 Michael Junklewitz, Solingen

Wenige Jahre nach der Fotografie erfanden unabhängig voneinander Wilhelm Rollmann (1853) und J. Ch. D'Almeida (1858) das Anaglyphenverfahren (Anaglyph = reliefartig, ziseliert, erhaben), bei dem es zwei Halbbilder gibt, die sich teilweise überdecken. Die Halbbilder sind in Farben gehalten, die durch eine Brille mit unterschiedlich gefärbten Gläsern (rot und grün oder rot und blau) getrennt gesehen werden. Jedes Auge sieht also nur das ihm zustehende Bild. Hat man ein Stereobildpaar, kann man sich von einem Programm (siehe Seite 4) die Anaglyphendarstellung berechnen lassen. Der nebenstehende Anaglyph ist mit Rot-Grün-Brille zu betrachten.

Polarisiertes Licht

In 3D-Kinos wird mit polarisiertem Licht und einer Polarisationsbrille gearbeitet. Im Gegensatz zu Anaglyphen kann man damit wie bei den Stereofotos ganz normal die Farben sehen. Zeitweilig von Bedeutung war auch das Linsenrasterverfahren (bekannt seit 1911), bei dem ein Raster, das die Stereo-Halbbilder für die Augen trennt, mit in das Bild integriert ist. Bekannt ist es von 3D-Postkarten und Kippbildern. Der Effekt ist leider stark vom Betrachtungswinkel abhängig. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Holografie bekannt, mit der sich auch überzeugende Ergebnisse erzielen lassen. Allerdings ist der entscheidende Nachteil, dass der Aufnahmegegenstand mit Laserlicht beleuchtet werden muss, was viele Dinge von vornherein ausschließt.

Tutti Frutti und der Pulfrich-Effekt

Der letzte schon länger zurückliegende Versuch von RTL, den Pulfrich-Effekt (Carl Pulfrich 1858 - 1927) für die Sendung "Tutti Frutti" auszunutzen, konnte die gesunkene Einschaltquote auch nicht mehr in die Höhe treiben. Beim Pulfrich-Effekt wird die Eigenschaft des menschlichen Sehvermögens, hellere Gegenstände schneller als dunklere wahrzunehmen, für die Betrachtung eingesetzt. Wird ein Auge mit einem Filter etwas abgedunkelt, so sieht es eine Szene zeitlich später als das andere Auge. Fuhr also die Kamera um die leicht bekleidete Dame herum oder drehte sich die Dame, entstand ein Tiefeneindruck, solange die Bewegung anhielt. 1998 und 2006 hat der Fernsehsender PRO 7 den Versuch mit gelungenen Tierfilmen wiederholt.

Magic Eye - Einbildstereogramme

Die Welle von Magic-Eye-Bildern oder sogenannten Einbildstereogrammen überflutete uns vor wenigen Jahren. Das Raumbild ist hier in einem beliebigen Muster versteckt; es offenbart sich nur bei einer speziellen Betrachtungsweise. Inzwischen sind alle "3D-Süchtigen" mit Bildern versorgt und manches schöne Buch lässt sich zum Dumpingpreis erstehen. C. W. Tyler stellte 1979 das erste Autostereogramm vor. Ich halte diese Bilder auch heute noch für sehr interessant, da sie zwar ungewohnte Sehtechniken, aber keine Betrachtungshilfsmittel erfordern. Man kann sie nicht nur mit dem Computer sondern auch als Kollage oder Zeichnung herstellen. Vor allem japanische Künstler haben sich dieses Genre zugänglich gemacht.


SIS-Kombination

SIS-Kombinationsbild

Die SIS-Bilder (aus dem Amerikanischen SIS = Single Image Stereogram), die in den letzten Jahren unter dem Namen "Magisches Auge" auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt haben, basieren auf der Querdisparation wie schon die Stereogramme des englischen Physikers Wheatstone im Jahre 1838. Unter Querdisparation (disparat [lat] = ungleichartig, unvereinbar, sich widersprechend) versteht man den Effekt, dass das linke und rechte Auge von einem räumlichen Gegenstand leicht unterschiedliche Bilder erhält. Im Gehirn werden beide Bilder zu einem räumlichen Abbild verschmolzen, wenn das Auge darauf "scharf eingestellt" wurde. Im Gegensatz zu den Stereobildpaaren liegt dem Betrachter mit einem SIS aber nur ein einziges Bild vor.

Das wird auf der Folgeseite genauer erläutert.

Quick-Links

Stereo-Bilder:

Stuttgart 3D

3D-Mathematik

© 2007 Ulrich Schwebinghaus