Farn

Grundlagen der räumlichen Bilder

Menschen können räumlich sehen. Darum haben sie schon immer versucht, räumliche Eindrücke auch in ihre Gemälde und Zeichnungen aufzunehmen. Das gilt schon für steinzeitliche Höhlenmaler, die vor ca. 15000 Jahren bewusst auf dreidimensionale Gesteinsformationen malten, um die Ausdehnung des Dargestellten zu vermitteln. Später hat man dafür besondere Zeichentechniken erfunden, dazu gehört die Perspektive und die Vortäuschung von Reflexionen und Schattierungen.

Dreidimensionales Sehen mit flachen Bildern

Die angesprochenen Methoden sind bis heute verfeinert worden und haben im Raytracing- und inverwandten Verfahren ihren vorläufigen Höhepunkt erfahren. Einige Künstler legten es auch darauf an, durch besondere Sichtweisen und Perspektiven ungewohnte Eindrücke zu vermitteln, wie das u.a. M.C. Escher versucht hat.

Ein physikalisches Hilfsmittel ist die Fototechnik. Das Licht, das von einem Gegenstand ausgeht, wird von einem Film oder von einem Sensor eingefangen, und es entsteht ein realistisches Bild. Doch alle flachen zweidimensionalen Bilder - auch solche von beliebig guter Qualität - können niemals reales dreidimensionales Sehen ersetzen, weil die Räumlichkeit fehlt. Aber: Zwei Bilder zusammen können echtes räumliches Sehen simulieren! Darüber hat man schon vor langer Zeit nachgedacht und die Ergebnisse sorgen seit 1838 gelegentlich für Aufsehen, bleiben dann wieder für Jahre unbeachtet. So gab es auch im Fernsehen ab und zu Versuche, dreidimensionale Bilder zu senden, die aber nur mit besonderen Brillen wahrzunehmen waren und das normale Sehen meist erheblich störten. Auch dreidimensionale Filme wurden bereits hergestellt; die Betrachtung solcher Werke blieb bisher auf Vergnügungsparks und wenige 3D-Kinos (z. B. IMAX3D) beschränkt und erforderte auch wieder Hilfsmittel.

Parallel- und Kreuzblick

Parallelblick- und Kreuzblick-Technik
bei Stereobildpaaren

Dass zwei Bilder eine echte Raumsicht erzeugen können, liegt daran, dass bei plastischem Sehen auch zwei Bilder entstehen; eins im linken und eins im rechten Auge. Das Gehirn sorgt dafür, dass beide Bilder wieder zu einem Bild so verschmelzen, dass dabei ein Tiefeneindruck entsteht. Das ist nur in den Bereichen möglich, die gleichzeitig von beiden Augen zu sehen sind.
Ansonsten kann die Entfernung eines Gegenstandes auch durch Erfahrungswerte erkannt werden, dazu gehören Schattenwurf, Verdeckung, bekannte Größe und Ferndunst. Auch die Bewegung der Dinge oder relativ dazu wird zur Abstandsbestimmung benutzt; nahe Objekte ziehen schneller am Auge vorbei als entferntere. Damit ist auch Menschen mit Sehstörungen eine eingeschränkte Tiefenwahrnehmung möglich.

Der Tiefeneindruck mit Bildpaaren entsteht daraus, dass von einem Gegenstand, auf den das Auge gerade nicht scharf eingestellt ist (nicht fokussiert), zwei Bilder existieren und auch getrennt gesehen werden. Dabei unterscheidet sich der Tiefeneindruck je nachdem, ob das doppelt gesehene Detail vor oder hinter der scharf abgebildeten Ebene liegt. Davon können wir uns in einem Selbstversuch überzeugen.

Zweifinger-Versuch

Der Zweifinger-Versuch

Betrachtet man zwei Finger im Abstand von ca. 30 cm aus kurzer Entfernung, kann man die Augen einmal auf den vorderen und später auf den hinteren Finger "scharf einstellen". Legt man die Betrachtungsebene auf den hinteren Finger, so sieht man bei bewusster Betrachtung den vorderen Finger als unscharfes Doppelbild links und rechts neben dem scharf abgebildeten hinteren Finger. Dieses Doppelbild ist links-rechts-vertauscht. Schließt man das rechte Auge, verschwindet also das linke Doppelbild. Schaut man dagegen auf den vorderen Finger, liefert der hintere Finger ein unscharfes Doppelbild, bei dem diesmal aber nicht die Seiten vertauscht sind (m. E. gelingt diese Ansicht etwas leichter). Beim Schließen des rechten Auges verschwindet nämlich diesmal auch das rechte Doppelbild.

Quick-Links

Stereo-Bilder:

Stuttgart 3D

Alex-3D

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